Unsere Veranstaltung „Stadt, Land – Lust statt Frust!“ am 18.06.2021 beleuchtete viele Facetten des Landlebens und der bäuerlichen Gesellschaft. Der Bezirksverband Westfalen steht für zwölf ländliche Räume, und die Spannungsfelder zwischen Stadt und Land sind für uns tägliche politische Herausforderung. Diese Spannungen zu diskutieren und dabei auch die gegensätzlichsten Standpunkte einzuholen und bestenfalls zusammen zu führen war unser Ziel. Dazu hatten wir die Autorin Uta Ruge eingeladen, die aus ihrem spannenden Buch „Bauern, Land“ vorlas und wunderbar atmosphärische Einblicke in das Landleben ihrer Kindheit gewährte.
Aber das Buch behandelt auch die „Geschichte meines Dorfes im Weltzusammenhang“, und bietet hochinteressantes Hintergrundwissen über die Entstehung heutiger Subventionspolitik, über die Ursprünge der damals noch EWG geheißenen europäischen Union und einer Landwirtschaftspolitk, die zu Butterbergen und Milchseen führte. Der sogenannte Manshold-Plan war ein erster Versuch, diesen Fehlentwicklungen entgegen zu steuern, und die durch staatliche Subventionen entstehenden Überproduktionen zurück zu fahren.
Fünf Mio Hektar „marginale“, also unrentable Flächen sollten damals nicht mehr bewirtschaftet werden, und die Halbierung der Beschäftigtenzahl in der europäischen Landwirtschaft bis zum Jahr 1980 wurde als Ziel definiert. Umgesetzt wurden aber genau diese produktionsbegrenzenden Teile des Manshold-Plans nicht. Und so stehen wir heute vor einer gescheiterten „gemeinsamen europäischen Agrarpolitik“, der GAP, und versuchen der Massenproduktion und ihren umweltzerstörenden Folgen Herr zu werden.

Uta Ruge „Bauern, Land: Die Geschichte meines Dorfes im Weltzusammenhang“
Kunstmann Verlag
Dieselben Verbände und Strukturen, die schon damals bremsend und hemmend tätig waren, sind das bis heute und sorgen nicht für die kleinbäuerliche Klientel, sondern für die Agrarindustrie.
Die Probleme des ländlichen Raums liegen nicht nur im land- und forstwirtschaftlichen Berufsfeld, auch die ärztliche Versorgung, der demografische Wandel, Mobilität, Breitbandanschlüsse sind Stichworte, bei denen die Kommunalpolitik oft vor große Schwierigkeiten gestellt wird. Aber es wurden auch einige mutmachende Beispiele erfolgreichen Strukturwandels angesprochen, die im Wirkungsbereich des Bezirksverbands umgesetzt wurden.
Alles in allem eine vielfältige, interessante, gelungene Veranstaltung, die den Teilnehmenden hoffentlich einige Anregungen für die tägliche Arbeit und die Umsetzung grüner Ideen gebracht hat.
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